2017-10-25

„So erkauft sich Peking Einfluss“
 
Interview mit Sebastian Heilmann; 25. Oktober 2017 – Süddeutsche Zeitung
 
Nach Jahrzehnten der Politik der Nichteinmischung drängt China auf die internationale Bühne. ‚Der Dreisatz lautet: Mao Zedong hat China wieder aufgerichtet. Deng Xiaoping hat es wohlhabend gemacht. Und Xi Jinping führt China wieder in die historisch angestammte Position als starke, zentrale Macht in der Welt.’
 
China soll eine zentrale Rolle in der Weltpolitik spielen u.a. mit einem ‚Netz von Handelsbeziehungen und internationalen Institutionen mit China als Dreh- und Angelpunkt’. Nach chinesischer Auffassung, ist der Westen im Niedergang. Der westliche Wertekanon würde als Hemmnis auf dem Weg zur Modernisierung offen kritisiert. Für den Erfolg bedürfe es einer starken und geeinten Regierung – wie in China. Die chinesische Unterstützung gilt zunächst den asiatischen Anrainerstaaten, aber zunehmend auch Ländern in Afrika und Südamerika mit praktischen, infrastrukturellen und nicht ideologischen Hinweisen und Hilfen. Auch Mittel- und Osteuropa hat China im Focus und es fließt viel Geld, z.B. nach Ungarn und Tschechien. So erkauft sich Peking Einfluss.
 
Und viele Europäer würden weiterhin nicht erkennen, was da auf sie zurollt.
 
(Sebastian Heilmann, 52, ist Gründungsdirektor des Mercator-Institus für China-Studien in Berlin. Der Politologe und Sinologe gilt als einer der führenden Chinaexperten in Deutschland)