Berlin macht es sich leicht

Deutschland schaut zu, wie Menschen verprügelt werden, die für ihre Freiheit kämpfen.

Lea Deuber

07.10.19 SZ, Seite 4 (Kommentar)

 

Die Proteste in Hongkong gehen weiter, nicht nur wegen der bekannten konkreten Forderungen, sondern auch weil die Menschen den Glauben an ihre Regierung, an die Polizei und an die Justiz verloren haben. Die Proteste sind überwiegend friedlich; die zunehmende Gewalt einer Minderheit unter den Demonstranten ist ein Problem.

Berlin pocht auf die Einhaltung des Prinzips "Ein Land, zwei Systeme", was allerdings längst gescheitert ist, da es von Peking seit der Übergabe durch die Briten unterwandert wird. Aktivisten wurden verschleppt, Abgeordnete aus dem Amt gedrängt und die Wirtschaft gegängelt.

Die deutschen Wirtschaftsinteressen sind größer als das Interesse an den politischen Freiheiten der Menschen in Hongkong. Hinter den Kulissen drängen Vertreter der deutschen Wirtschaft auf ein Ende der Proteste, die die Bilanzen verhageln. In westlichen Demokratien beanspreuchen viele Menschen Freiheiten für sich, die ihnen anderswo, wie in Hongkong, offenbar egal sind.

 

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