Indisch-Chinesische Flitterwochen

Die beiden größten Mächte Asiens suchen bei einem Treffen den Ausgleich - trotz zahlreicher Konflikte.

Lea Deuber, Arne Perras

11.10.2019, SZ Seite 9

 

Narendra Modi und Xi Jinping treffen sich zu einem 'informellen Gipfel' im symbolträchtigen Mamallapuram, dessen Tempel vom versunkenen Tamilenreich mit florierenden, maritimen Handelrouten bis nach China erzählt.

Die chronische Krise um Kaschmir, eine Himalayaregion, um die drei asiatische Atommächte hinsichtlich Einfluss und Territorien streiten, ist durch die indische Aufhebung der Automonie von Kaschmir im August erneut escaliert. Das verschärft die pakistanisich-indischen Spannungen.

China ist ein langjähriger enger Verbündeter von Pakistan. China investiert in den wirtschaftlich sehr wichtigen pakistanischen Abschnitt der neuen Seidenstraße (Verbindung vom Südwesten Chinas mit dem Indischen Ozean) über 60 Milliarden Euro, was die Einkreisungsängste Indiens beflügelt. Schließlich haben Pekings aggressive Aktivitäten zu besonderen politischen und wirtschaftlichen Verbindungen und Abhängigkeiten in Myanmar, Sri Lanka, Bangladesh und Malediven geführt.

Indien hat möglicherweise das strategische Nachsehen. Und wirtschaftlich ist die Euphorie, man könne rasch zu China aufschließen und dann auch überholen, längst einer Tristesse am Arbeitsmarkt und der lahmenden Wirtschaft gewichen. - Allerdings hat auch China zur Zeit Sorgen: die Unruhen in Hongkong, der Handelsstreit mit den USA und die sich abkühlende Konjunktur. Deswegen dürfte China nicht an einer sich verschärfenden Konfrontation mit Indien gelegen sein.

 

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