Schache Batterie

Vorrang fürs Elektroauto - das war in den vergangenen Jahren die Vorgabe der chinesischen Regierung. Die deutschen Autohersteller folgten. Doch jetzt ändert Peking auf einmal seine Pläne.

Christoph Giesen und Max Hägler

16.12.19 SZ, Seite 17

 

Vor drei Jahren wurde der deutschen Automobilindustrie schlagartig klar, dass Peking auf die Elektromobilität setzt mit allen Konsequenzen. Bei einem Verkaufsvolumen von mehr als 30.000 Autos muss ein Teil der Autos mit Elektromotor ausgestattet sein, sonst setzt es Strafen. Und die deutschen Firmen haben gespurt!

Inzwischen gibt es Hinweise, dass Pekeing seine Politik ändern könnte. - Die Elektromobilität wurde in China mit Umweltverbesserung begründet. Der wirkliche Grund dürfte jedoch sein, dass China bei den Verbrennungsmotoren nie zu der Qualität westlicher Produkte aufschließen konnte. Da bot die Elektromobilität die Chance, die Karten neu zu mischen.

Jetzt zeigt sich, dass die Verkaufszahlen in China trotz erheblicher finanzieller Unterstützung beim Kauf rückläufig sind. Wahrscheinlich war der Plan zu ehrgeizig, das Land flächendeckend mit Ladesäulen und der entsprechenden Infrastruktur auszustatten. Und trotz staatlicher Förderung wurden konkurrenzfähige Elektroautos nicht gebaut.

Dewegen steht jetzt der Antrieb mit Methanol oder Wasserstoff oben auf der politischen Agenda in China. Dazu kommt der politische Drang nach Unabhängigkeit in der Energie- und Rohstoffversorgung. Methanol kann man aus der Vergasung der reichlich vorhandenen Kohle und Wasserstoff aus Elektrolyse gewinnen. Bei der Batterie ist man auf den Import vor Kobalt und Lithium, vor allem aus Ostafrika, angewiesen. China befürchtet, dass Importe unterbunden werden könnten, und setzt deswegen auf Autarkie.

 

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