Die Seuche der anderen
Die USA und China streiten darüber, wo das neuartige Coronavirus entstanden ist, Europa steht verzweifelt dazwischen. Der Konflikt blockiert die Aufklärung und könnte noch viel Schaden anrichten.
Paul-Anton Krüger, Georg Mascolo
Wenn es um die Frage geht, wer politisch am unverantwortlichsten mit der Corona-Pandemie umgeht, liefern sich zwei Staaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen: China und die USA.
Peking blockiert seit Wochen eine von der WHO geforderte Ursprungsmission über die genaue Herkunft des Virus. Man wäre dazu erst bereit, wenn man den 'endgültigen Sieg' über das Virus errungen hätte und wenn die 'richtige Atmosphäre' für eine solche Untersuchung herrschen würde.
Dies richtet sich gegen die amerikanische Regierung, die in immer schrillerem Ton behauptet, das Virus sei aus einem Hochsicherheitslabor des Instituts für Virologie in Wuhan freigesetzt worden. Man habe 'enorme' und 'signifikante' Belege, meint US-Außenminister Pompeo. Aber auch der US-amerikanische Geheimdienst sieht keine Hinweise auf künstlich hergestellte Viren.
Trumps Leute sehen in einer harten Linie gegen China eine vielversprechende Wahlkampfstrategie. Und in Peking schwört sich die Parteiführung ein auf entschlossene, kompromisslose Gegenwehr.
Von deutscher Seite fragt man sich, wie verlässlich die Informationen sein werden, die man nun aus China und den USA bekomme. 'Was sind Fakten, was ist Politik?' - Man erinnert sich an die angeblichen Belege der US-Regierung, dass Huawei mit der Technik für 5G-Netze gezielt Spionage betreiben könne. Doch weder Konzerne noch Geheimdiente in Deutschland konnten Belege für diese amerikanischen Behauptungen finden. - Andererseits ist genauso irritierend, dass Peking an der Vertuschungspolitik festhält. Sie habe Forschern im eigenen Land untersagt, Erkenntnisse zum Ursprung der Pandemie zu veröffentlichen.
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