Das Ringen um die acht Finger

Beide Staaten bekommen ihren Streit um die Grenzlinie im Himalaja offenbar nicht entschärft.

Arne Perras

08.06.20 SZ, Seite 7

 

Der Streit zwischen Indien und China um unklalre Grenzgebiet wird heftiger. Jetzt geht es um ca. 60km2 um den Pangong See im Westhimalaya, an dem ein Bergrücken mit acht Zacken, den Fingern, liegt. Beide Länder haben Armeeteile in der Bergregion verlegt.

Das historische Gepäck ist beträchtlich, da die britische Kolonialmacht unklare Verhältnisse hinterlassen hatte; zwischen Peking und Delhi besteht keine Einigung über den Grenzverlauf. - Indien wirft Peking die willkürliche Besetzung von Landstrichen vor, die Delhi für sich beansprucht. Peking monierte den Straßenbau Indiens in umstrittenen Gebieten. Außerdem habe Indien Ladakh, das zum halbautonomen Kaschmir gehört, verwaltungsmäßig direkt Delhi unterstellt, was Peking erboste.

Indien hatte 1962 eine militärische Auseinandersetzung verloren und ist nicht unbedingt an einem erneuten Krieg interessiert. Andererseits ist nicht damit zu rechnen, dass Peking neu gewonnenes Territorium aufgibt; und Experten haben den Eindruck, dass China eine neue 'Kampfelust gegenüber Indien' erkennen lasse.

 

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