Kräftemessen im Himalaja

Durch weitere Provokationen an der Grenze verschärfen sich die Spannungen mit China. In einen Krieg zwischen den Atommächten würden schnell auch Pakistan und die USA mit hineingezogen werden.

Arne Perras

29.01.21 SZ, Seite 7

 

Bereits eine Woche nach der Vereidigung von Joe Biden kam mit einem Telephonat der Verteidigungsminister der erste hochrangige Kontakt zwischen der indischen und amerikanischen Regierung  zustande. Man hat sich gegenseitig versichert, "die Verteidigungskooperation zu vertiefen" und wollte ihre "strategische Partnerschaft  stärken".

China wurde dabei nicht erwähnt. Aber die indischen Medien deuten diesen eiligen Schulterschluss als Reaktion auf die anhaltende Konfrontation zwischen indischen und chinesischen Truppen im Himalaja. Und Indiens Außenminister beklagte in den letzten Tagen den "außergewöhnlichen Stress" in den indisch-chinesischen Beziehnungen.

Ein gemeldeter Zusammenstoß von Truppen in Sikkim in den letzten Wochen heitzte die Stimmung auf. - Besondere Unruhe lösten in Indien zuletzt auch Satellitenbilder einer neu errichteten chinesischen Siedlung aus, die im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh im östlichen Himalaja liegen soll. Die Spannungen entzünden sich immer wieder an ungeklärten Grenzfragen. - Doch nicht nur China versucht, Fakten zu schaffen. Auf beiden Seiten treiben Bulldozer strategische Ziele voran. Allein im Krisengebiet Ladakh sollen sich Zehntausende Soldaten gegenüberstehen.

Trotz wiederholter Gesprächsrunden ist es bisher nicht zu einer Entschärfung gekommen. Eine größere militärische Konfrontation, die in einen Krieg münden könnte, zählt zu den gefährlichsten Szenarien in Asien, da wahrscheinlich auch Pakistan, die dritte Atommacht der Region in den Konflikt einbezogen werden könnte - und dann in einem weiteren Schritt evtl die USA.

Indien leidet noch unter den Erinnerungen an die kriegerischen Auseinandersetzungen mit China 1962. Damals wurde die Unterlegenheit der indischen Seite sehr schnell klar. Ein Gefühl der Schmach hat sich seitdem in Indien gehalten.

 

https://www.sueddeutsche.de/politik/indien-beziehungsstress-im-himalaja-1.5189182

 

s. auch in den Pressemitteilungen der GDCF

 

08.06.20 Waffengang im westlichen Himalaja

17.06.20 Blutige Eskalation im Himalaja