Protest, von höchster Stelle
Bekannte westliche Marken sind in China Zielscheiben staatlich gesteuerter Boykott-Aktionen geworden. Das könnte sie empfindlich treffen.
Lea Deuber, Uwe Ritzer
26.03.21 SZ, Seite 15
Ein Adidas-Laden in Peking: China ist ein sehr wichtiger Markt für die Deutschen. (Foto: Todd Lee/Imago)
In der Region Xinjiang, wo laut der Vereinten Nationen mehr als eine Million Menschen in Lagern interniert wurden, werden etwa 85% der chinesischen Baumwolle angebaut, mehr als ein Fünftel der Weltproduktion. Regierungsdokumente legten 2020 nahe, dass ein Großteil der Baumwolle unter Zwang von muslimischen Arbeitern gepflückt werden, vor allem von Uiguren. - Zahlreiche Unternehmen, sowie die Initiative Better Cotton, zu deren Gründungsmitgliedern H&M und Adidas gehören, hatten reagiert und angekündigt, ihre Lieferketten zu überprüfen und auf Baumwolle aus der Region Xinjiang zu verzichten.
In China ist nun der staatlich orchestrierte Protest zu hören und zu sehen. Der Kritik der KP-Jugendorganisation schlossen sich tausende Nutzer im Netz an und attackierten H&M online. Einige Menschen protestierten auch in Läden. Chinesische Kleidungsfirmen kündigten an, ausdrücklich weiter Baumwolle aus der Region beziehen zu wollen. Folgenreich dürfte auch die Entscheidung der großen Onlinehändler in China sein, sämtliche Waren der Hersteller von ihren Plattformen zu nehmen. "Wir können nicht akzeptieren, dass irgendwelche Kräfte die reine und makellose Baumwolle aus Xinjiang beschmutzen oder beschämen", sagte der Sprecher des Handelsministeriums.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/china-konzerne-boykott-1.5247106