Teures Nullsummenspiel

Mit seinen China-Zöllen hat der Ex-Präsident das Handelsdefizit gegenüber der Volksrepublik gesenkt. Unter dem Strich gewonnen ist für die USA dennoch nichts.

Claus Hulverscheidt

18.05.21 SZ, Seite 17

 

Die Lieferung chinesischer Waren in die USA ist seit der Verhängung hoher Importzölle durch den früheren Präsidenten Donald Trump deutlich gesunken, zeitweise um gut 20 Prozent, in manchen Einzelbereichen sogar um mehr als 50 Prozent. Das Ziel, die Produktion vieler Waren mit Hilfe der Zölle in die USA zurückzuholen, wurde aber nicht erreicht. Im Gegenteil: Viele amerikanische Unternehmen sind bis heute auf ihre chinesischen Lieferanten angewiesen und zahlen beim Import zähneknirschend die Strafabgaben. Allein zwischen März 2020 und März 2021 nahm die Regierung in Washington auf diesem Wege rund 66 Milliarden Dollar ein.

Andere Firmen wiederum verzichten zwar mittlerweile auf Importe aus der Volksrepublik, kaufen stattdessen aber in Vietnam, Südkorea oder Irland ein. Ergebnis ist, dass das Gesamthandelsdefizit der USA seit Verhängung der China-Zölle nicht etwa gesunken, sondern sogar gestiegen ist. Anders gesagt: Trump mag einen politischen Erfolg feiern können, insgesamt ist das für das Land im besten Fall ein ziemlich teures Nullsummenspiel.

Nutznießer des Trumpschen Furors ist bei heute insbesondere die Republik Vietnam, die ihre jährlichen Ausfuhren in die USA seit Ausbruch des Handelskriegs  verdoppelt hat.

 

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/usa-china-handelskrieg-strafzoelle-1.5296717