Die USA koppeln sich kulturell von China ab

Der Abbruch der kulturellen Beziehungen wird den USA mehr schaden als China. Diese Trennung wäre eine Tragödie. 

Minxin Pei (Gastbeitrag)

30.08.20 Tagesspiegel

 

Die „Abkopplung“ ist für das geopolitische Duell zwischen den Vereinigten Staaten und China von zentraler Bedeutung. Diese Strategie, die von den Falken in US-Präsident Donald Trumps Regierung erdacht und gefördert wurde, ist heute das Hauptwerkzeug Amerikas, um die chinesische Macht zu schwächen.

Durch den ersten Akt der Abkopplung (decoupling) – den sino-amerikanischen Handelskrieg, der 2018 begann – wurde der bilaterale Handel erheblich reduziert. Ein ähnlicher Prozess findet nun im Technologiesektor statt. Die USA führen eine unerbittliche Kampagne gegen chinesische Technologiegiganten wie Huawei und ByteDance, den Eigentümer der beliebten Video-App TikTok.

Und mit der Drohung der Trump-Regierung, chinesische Firmen von den US-Börsen auszuschließen, wenn sie den amerikanischen Prüfern keinen Zugriff auf ihre Buchführung in China gewähren, hat auch die finanzielle Abkopplung bereits begonnen.

Und nun zeigt sich, dass die US-Regierung sich auch kulturell abkoppeln will. Das Peace Corps, das seit 1993 über 1300 junge Amerikaner nach China geschickt hatte, soll sein Programm in China beenden. Und die Fulbright-Stipendien laufen für Festlandchina und Hongkong ebenfalls aus. Ein Gesetz ist seit Mai in Bearbeitung, das Chinesen das Studium in MINT-Fächern in den USA nicht mehr ermöglichen soll. Und das Confucius Institute US Center wurde im August vom Außenministerium zur 'ausländischen Mission' erklärt, was zum Ende seiner Aktivitäten in den USA führen dürfte.

Die drastischste 'Abkoppelung' betraf den Journalismus. Nach einem kritischen Kommentar des Wall Street Journal über China wurden drei Journalisten aus China verwiesen, was die USA mit der Ausweisung von 60 chinesischen Journalisten beantwortete, was wiederum zum Verweis aus China für alle Journalisten führte, die für die New York Times, den Wall Street Journal und die Washington Post recherchierten.

Wahrscheinlich schaden sich die USA mit dieser Entwicklung selbst. Mit Beendigung der Kontakt- und Stipendienprogramme entfällt der mögliche Kontakt mit chinesischen Bürgern. Und mit der Vertreibung professioneller Journalisten aus China versiegt eine wichtige Informationsquelle für die US-Politik. Und die chinesischen MINT-Studenten erlangten über 16% der amerikanischen MINT-Doktorate und 90% von ihnen blieben danach noch für mindestens 10 Jahre in den USA

 

 

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