Chinareise einer Schülergruppe des FJM nach Deyang Oktober 2016
FJM - Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium Siegen
Schulaustausch Deyang, China
Reiseberichte (8.-20. Oktober 2016)
Aus Lehrersicht…
Samstagmorgen am Frankfurter Flughafen. Es regnet. Eine gewisse Aufregung ist innerhalb unserer Reisegruppe spürbar. Einige vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen. Andere kramen in ihren Taschen und prüfen, ob sie nichts vergessen haben. Wieder andere stieren durch das Panoramafenster auf die Startbahn des Flughafens, wo die Flieger in ferne Regionen abheben. Auch unser Flugzeug steht bereit: Air China. Noch wird es gecheckt und gereinigt, bevor es uns aufnehmen und weit weg bringen wird. Etwa 7.000 Kilometer liegen vor uns – so weit sind viele von uns bislang wohl noch nie gereist. Neun Schüler und sechs Lehrer (ebenso drei weitere Begleiter der Deutsch-Chinesischen-Gesellschaft) wagen den Sprung nach Asien, ins riesige Reich des roten Drachen, nach China. Ein Schulaustausch soll wiederbelebt werden. Eine Woche lang werden wir in Gastfamilien wohnen und die Foreign Language School in Deyang in der Provinz Sichuan besuchen.
Sonntagnachmittag. Ankunft in Deyang. Nachdem uns eine Delegation am Flughafen in Chengdu in Empfang genommen hatte, ging es mit einem gelben Schulbus über die Autobahn nach Deyang. Jetzt stehen wir hier übernächtigt und aufgedreht an unserer Partnerschule und warten mit Spannung auf unsere Gastfamilien. Die Aufteilung erfolgt reibungslos, und bis zum Montagmorgen tauchen wir in China ab – ohne Sprachkenntnisse, ohne Erfahrungen mit Land und Leuten. Es geht mit dem Auto durch eine moderne betriebsame Stadt mit etwa vier Millionen Einwohnern, die für chinesische Verhältnisse wohl eher als Kleinstadt bezeichnet werden müsste. Schnell werden wir vertraut mit der chinesischen Gastfreundschaft, die uns nun über eine Woche lang begleiten wird. Viele von uns werden abends noch zu einem aufwändigen Essen eingeladen: Hot-Pot. Eine Art zu speisen, die ein wenig an unser hiesiges Fondue erinnert, allerdings – für Sichuan typisch! – wesentlich schärfer ist. In einer köchelnden Brühe blubbern Knoblauch, Pfefferkörner und Peperonis vor sich hin. Darin eingetaucht werden verschiedene Fleisch- und Gemüsestückchen. Gegessen wird traditionell natürlich mit Stäbchen und auch wir üben uns darin tapfer. Bis zum Ende der Reise werden die meisten von uns das Essen mit Stäbchen meisterlich beherrschen. Irgendwann am späteren Abend fallen wir todmüde in unsere Betten. – Vorsicht allerdings dabei: Der Chinese pflegt sich härter zu betten als der Deutsche. Über dem Federkern liegen Holzplatten!
Am nächsten Morgen besuchen wir dann unsere Partnerschule in Deyang. Zunächst wartet auf uns ein beeindruckender Empfang auf den schuleigenen Sportanlagen: Etwa 5.000 Schüler haben sich in Reih und Glied und in Schuluniform auf dem Spielfeld positioniert. Sie begrüßen uns und die neue Woche beim Hissen der chinesischen Flagge. Dazu läuft für uns – gewöhnungsbedürftig – Marschmusik. Diese Bereitschaft zur disziplinierten Ein- und Unterordnung wird uns in den kommenden Tagen noch häufiger begegnen, manchmal befremden und faszinieren zugleich. Wir werden auf ein Podium gebeten, wo uns der Schulleiter vor der versammelten Schülerschaft empfängt.
Im Fortgang des Tages werden wir einen Einblick in den Schulalltag Chinas bekommen: Wir bekommen Unterricht in Chinesisch, Tai-Chi, Kalligraphie, Kung-Fu, Tanz etc. Außerdem nehmen wir Teil am Unterricht unserer Gastschüler, helfen bei Fächern wie Deutsch oder Englisch. Begleitet werden wir immerzu vom Regionalfernsehen Deyangs.
Mitunter kommen wir uns vor wie Popstars, wenn wieder einmal die Kamera oder das Mikro auf uns gerichtet sind. Das Mittag- und Abendessen nehmen wir in der schulischen Mensa ein – auch hier gilt: Der Chinese aus Sichuan mag es exotisch und scharf. Das Essen ist immer wieder ein spannendes kulinarisches Erlebnis! Wenn wir dann abends gegen sieben das Schulgelände mit unseren Gasteltern verlassen, heißt das noch lange nicht, dass die Schule schließt: Für Schüler wie Lehrer gilt, dass am Abend – oftmals bis elf Uhr! – noch Unterrichts- und Lerneinheiten folgen.
Die Woche in Deyang wird uns nicht nur mit dem Schulalltag vertraut machen, sondern uns auch an alte Kulturstätten führen. Der Besuch des Xitong-Klosters dürfte sicherlich für viele einer der Höhepunkte der ersten Woche gewesen sein. Inmitten von Bergen und Wäldern erstreckt sich diese alte Klosteranlage, wo wir uns mit buddhistischen Riten vertraut machen können. Räucherstäbchen, Glücksbänder, Trommeln und Gongs… auf vielfältige Weise können sich hier Wünsche und Bitten der Menschen Ausdruck verschaffen. Auch der Besuch der alten Künstlerviertel, wo die sogenannte Neujahrsmalerei ihren Ursprung hat, gehört zu den kulturellen Eindrücken der ersten Woche in China.
Nach der Schulwoche wird das bevorstehende Wochenende für alle Beteiligten zu einer Herausforderung und Bereicherung: Zwei Tage werden wir FJMler voneinander getrennt sein, werden uns allein mit unseren chinesischen Familien in China bewegen, werden uns verständlich machen und den Ritualen der Familien einfügen müssen. Kein rettender Anker, der es uns erlaubt, ein paar Augenblicke Deutsch zu sprechen und beim Austausch von Erfahrungen ein bisschen Normalität und Vertrautheit zu finden. Doch insbesondere das Wochenende wird reich an intensiven Eindrücken sein. Unsere Familien kümmern sich rührend um uns. Wir werden eingebunden in verschiedenste Unternehmungen, die uns mit weiteren kulturellen und landestypischen Sehenswürdigkeiten bekannt machen. Einige von uns besuchen beispielsweise eine Panda-Aufzuchtstation; andere lernen die archäologische Ausgrabungsstätte Sanxingdui kennen. Nicht wegzudenken aus der chinesischen Freizeitgestaltung ist auch das Spiel Mah-Jongg, das ein wenig an unser hiesiges Rommé erinnert. Zwischen Mittag- und Abendessen mag es der Chinese, sich in geselliger Runde mit Mah-Jongg zu vergnügen.
Im Anschluss an das Wochenende kommen montags schließlich alle FJMler wieder zusammen, um gemeinsam von den Gastfamilien in Sichuan Abschied zu nehmen und nach Peking aufzubrechen. Dort werden wir weitere drei Tage verbringen und uns einen Eindruck von dieser gigantischen Metropole verschaffen. Schon der Bustransfer vom Flughafen zum Hotel wartet mit überwältigenden Impressionen von riesigen, architektonisch teils sehr interessanten Hochhäusern auf. Man fühlt sich in den Straßenschluchten geradezu winzig. Ebenso bekommen wir auch zu spüren, was es heißt, am Straßenverkehr (und dem Smog) Pekings teilhaben zu müssen. Die innerstädtischen Autobahnen sind trotz ihrer gelegentlichen Vierspurigkeit heillos überlastet. Oftmals kommen wir nur im Stop-and-Go-Modus voran, manchmal stehen wir sogar komplett. Trotz dieses innerstädtischen Betriebs bietet Peking erstaunliche und überwältigende Park- und Ruhezonen, in denen man alte Tempel- oder Palastanlagen bewundern kann. Der Himmelstempel erstrahlt am frühen Abend im goldenen Licht einer untergehenden Herbstsonne; der Kaiserpalast breitet sich mit weitläufigen Plätzen majestätisch vor uns aus. Grandios ist für uns alle auch das Wandern an und auf der Chinesischen Mauer: Über Gebirgskämme erstreckt sich dieses gewaltige Bauwerk wie ein Drachenschwanz bis zum Horizont. Wir haben Gelegenheit, ein Stück der Mauer zu erwandern. Immer wieder halten wir in unseren Schritten inne, um dieses unglaubliche, von Menschenhand geschaffene Werk zu bestaunen.
Schließlich endet unsere Reise nach zwölf Tagen. Erschöpft und müde, aber äußerst zufrieden und erfüllt kehren wir am Donnerstagmorgen zurück zum FJM. Als wir die Stadtgrenze passieren, sind unsere ersten Gedanken, dass hier in Siegen alles viel kleiner und viel grüner ist. Es ist schön, wieder da zu sein. Und doch möchte niemand von uns diese vielfältigen Eindrücke missen, die uns China und seine liebenswerten Landsleute geboten haben. Vielleicht reisen wir in zwei Jahren wieder dorthin; zuvor aber freuen wir uns, dass uns im Sommer 2017 chinesische Schüler und Lehrer der Foreign Language School besuchen werden. Möge es ihnen hier genauso gut ergehen wie uns in China!
Aus Schülersicht…
Ich wurde gebeten, einen kleinen Schülerbericht über China zu schreiben. Doch wie soll man einen kleinen Bericht über ein so großes und beeindruckendes Land wie China schreiben? Am besten beginnt man mit dem Start unserer Reise ins Reich der Mitte. Samstagmorgen um 6 Uhr ging es los, mit einer kleinen Busfahrt Richtung Frankfurter Flughafen, von dort aus, nach ewigen Passkontrollen, in den Flieger nach Richtung China. Nach etwa 17 Stunden im Flugzeug und einmal Umsteigen betraten wir zum ersten Mal chinesischen Boden. Vom Flughafen fuhren wir dann zu unserer Partnerschule, um dort unsere Austauschschüler zu treffen. Einige von uns kannten sie schon vom letzten Jahr, als sie uns hier in Deutschland besucht haben. Wir wurden von einer kleinen Delegation glücklicher Chinesen begrüßt und in unsere Familien aufgeteilt. Dort wurde dann erstmal geschlafen, da man nach so einem langen Flug natürlich sehr müde ist, und außerdem mussten wir am nächsten Tag zur Schule. Dort fanden wir uns auf einem großen Sportplatz wieder, auf dem mit uns noch etwa 5000 chinesische Schulkinder standen.
Wir wurden nach vorne auf eine große Bühne geholt und mit Applaus begrüßt. Anschließend begann für unsere Austauschschüler der Unterricht und auch wir blieben nicht untätig. Wir bekamen Unterricht in Chinesisch, Kalligrafie und Kunst. Außerdem machten wir mit einem der chinesischen Sportlehrer Tai Chi. Das ist eine Art von chinesischem Yoga und sehr entspannend. Doch dann ging der erste Tag leider schon zu Ende und wir begaben uns zurück in die Familie, die uns so herzlich aufgenommen hatten. Wir wurden behandelt wie Familienmitglieder, obwohl man sich gegenseitig kaum verstand. Doch auch dies schmälerte den Spaß beim Abendessen nicht. Ich muss gestehen, dass ich das Essen aus China sehr vermisse und, wenn ich jetzt so daran denke, da läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Auch als Vegetarier kann man dort sehr gut essen, da es viele leckere Arten gibt, wie man Gemüse zubereiten kann. Doch weiter mit dem nächsten Tag: An diesem Dienstag blieben unsere Austauschschüler in der Schule zurück und wir machten uns auf, eine alte Tempelanlage zu besichtigen. Diese war auch sehr beeindruckend, so sehr, dass man sie nicht mit Worten beschreiben kann. Es dauerte leider den ganzen Tag, so dass wir erst abends unsere Austauschschüler wiedersahen. Die nächsten Tage verliefen ähnlich.
Einige Male besichtigten wir Tempelanlagen oder andere Sehenswürdigkeiten, doch größtenteils blieben wir in der Schule, um diese kennenzulernen und selbst am Unterricht teilzunehmen. Am Wochenende hatten unsere Gastfamilien ihr eigenes Programm mit uns vor, so dass wir die anderen Austauschschüler und Lehrer nicht sahen. Doch trotzdem war auch dieses Wochenendprogramm sehr unterhaltsam. Am darauf folgenden Montag mussten wir uns leider schon nach einer Woche aus den Familien verabschieden.
Unter vielen Tränen wurden wir zum Bus begleitet und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Wir flogen nach Peking, um an den letzten drei Tage unseres Austausches ein bisschen die Hauptstadt von China kennenzulernen. Wir sahen den Platz des Himmlischen Friedens und die Verbotene Stadt. Auch fuhren wir einen Tag hinaus aufs Land in Richtung Große Mauer. Wenn man vor ihr steht begreift man erst, warum sie wirklich „Große Mauer“ heißt. Man steht dort und sieht kilometerweit nur eine Mauer, die sich über Bergkuppen zieht. Eine drei Meter dicke und fünf Meter hohe Mauer, aus tausenden und abertausenden Steinen. Zwischendurch wird sie durch massive Türme unterbrochen, welche den Soldaten als Wohnungen dienten. Doch auch der schönste Austausch geht mal vorbei. Also machten wir uns wieder auf den Weg zum Flughafen und nach weiteren 11 Stunden Flug und der Rückfahrt mit dem Bus kamen wir wieder zu Hause an. Dort angekommen, wurden wir wieder von unserer Familie glücklich in die Arme genommen, denn so eine weite Distanz zwischen einem selbst und seiner Familie sorgt natürlich auch für Heimweh. Doch würde ich, wenn sich mir die Möglichkeit böte, sofort wieder nach China reisen, denn dieser kleine Einblick den man bekommen hat macht Lust auf mehr. Die chinesische Kultur ist so verschieden zu der deutschen, dass man noch lange nicht alles gesehen, geschweige denn verstanden hat. Das einfachste Beispiel sind die Tischmanieren. Wenn man hier in Deutschland beim Essen schlürft, gilt es als unhöflich. Doch in China ist grade dies ein Lob an den Koch. Es hat riesigen Spaß gemacht diese Unterschiede zu entdecken. Insgesamt kann ich also mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der die Möglichkeit zu einer solchen Reise hat, diese auch zu nutzen. China ist ein beeindruckendes Land, welches sich zu entdecken lohnt.
(Wir danken dem FJM für die Erlaubnis, die Berichte auch hier zu veröffentlichen. Für die vielen sehenswerten Bilder in der Originalveröffentlichung siehe www.fjm-siegen.de/chinaaustausch-deyang)
Samstagmorgen am Frankfurter Flughafen. Es regnet. Eine gewisse Aufregung ist innerhalb unserer Reisegruppe spürbar. Einige vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen. Andere kramen in ihren Taschen und prüfen, ob sie nichts vergessen haben. Wieder andere stieren durch das Panoramafenster auf die Startbahn des Flughafens, wo die Flieger in ferne Regionen abheben. Auch unser Flugzeug steht bereit: Air China. Noch wird es gecheckt und gereinigt, bevor es uns aufnehmen und weit weg bringen wird. Etwa 7.000 Kilometer liegen vor uns – so weit sind viele von uns bislang wohl noch nie gereist. Neun Schüler und sechs Lehrer (ebenso drei weitere Begleiter der Deutsch-Chinesischen-Gesellschaft) wagen den Sprung nach Asien, ins riesige Reich des roten Drachen, nach China. Ein Schulaustausch soll wiederbelebt werden. Eine Woche lang werden wir in Gastfamilien wohnen und die Foreign Language School in Deyang in der Provinz Sichuan besuchen.
Sonntagnachmittag. Ankunft in Deyang. Nachdem uns eine Delegation am Flughafen in Chengdu in Empfang genommen hatte, ging es mit einem gelben Schulbus über die Autobahn nach Deyang. Jetzt stehen wir hier übernächtigt und aufgedreht an unserer Partnerschule und warten mit Spannung auf unsere Gastfamilien. Die Aufteilung erfolgt reibungslos, und bis zum Montagmorgen tauchen wir in China ab – ohne Sprachkenntnisse, ohne Erfahrungen mit Land und Leuten. Es geht mit dem Auto durch eine moderne betriebsame Stadt mit etwa vier Millionen Einwohnern, die für chinesische Verhältnisse wohl eher als Kleinstadt bezeichnet werden müsste. Schnell werden wir vertraut mit der chinesischen Gastfreundschaft, die uns nun über eine Woche lang begleiten wird. Viele von uns werden abends noch zu einem aufwändigen Essen eingeladen: Hot-Pot. Eine Art zu speisen, die ein wenig an unser hiesiges Fondue erinnert, allerdings – für Sichuan typisch! – wesentlich schärfer ist. In einer köchelnden Brühe blubbern Knoblauch, Pfefferkörner und Peperonis vor sich hin. Darin eingetaucht werden verschiedene Fleisch- und Gemüsestückchen. Gegessen wird traditionell natürlich mit Stäbchen und auch wir üben uns darin tapfer. Bis zum Ende der Reise werden die meisten von uns das Essen mit Stäbchen meisterlich beherrschen. Irgendwann am späteren Abend fallen wir todmüde in unsere Betten. – Vorsicht allerdings dabei: Der Chinese pflegt sich härter zu betten als der Deutsche. Über dem Federkern liegen Holzplatten!
Am nächsten Morgen besuchen wir dann unsere Partnerschule in Deyang. Zunächst wartet auf uns ein beeindruckender Empfang auf den schuleigenen Sportanlagen: Etwa 5.000 Schüler haben sich in Reih und Glied und in Schuluniform auf dem Spielfeld positioniert. Sie begrüßen uns und die neue Woche beim Hissen der chinesischen Flagge. Dazu läuft für uns – gewöhnungsbedürftig – Marschmusik. Diese Bereitschaft zur disziplinierten Ein- und Unterordnung wird uns in den kommenden Tagen noch häufiger begegnen, manchmal befremden und faszinieren zugleich. Wir werden auf ein Podium gebeten, wo uns der Schulleiter vor der versammelten Schülerschaft empfängt.
Im Fortgang des Tages werden wir einen Einblick in den Schulalltag Chinas bekommen: Wir bekommen Unterricht in Chinesisch, Tai-Chi, Kalligraphie, Kung-Fu, Tanz etc. Außerdem nehmen wir Teil am Unterricht unserer Gastschüler, helfen bei Fächern wie Deutsch oder Englisch. Begleitet werden wir immerzu vom Regionalfernsehen Deyangs.
Mitunter kommen wir uns vor wie Popstars, wenn wieder einmal die Kamera oder das Mikro auf uns gerichtet sind. Das Mittag- und Abendessen nehmen wir in der schulischen Mensa ein – auch hier gilt: Der Chinese aus Sichuan mag es exotisch und scharf. Das Essen ist immer wieder ein spannendes kulinarisches Erlebnis! Wenn wir dann abends gegen sieben das Schulgelände mit unseren Gasteltern verlassen, heißt das noch lange nicht, dass die Schule schließt: Für Schüler wie Lehrer gilt, dass am Abend – oftmals bis elf Uhr! – noch Unterrichts- und Lerneinheiten folgen.
Die Woche in Deyang wird uns nicht nur mit dem Schulalltag vertraut machen, sondern uns auch an alte Kulturstätten führen. Der Besuch des Xitong-Klosters dürfte sicherlich für viele einer der Höhepunkte der ersten Woche gewesen sein. Inmitten von Bergen und Wäldern erstreckt sich diese alte Klosteranlage, wo wir uns mit buddhistischen Riten vertraut machen können. Räucherstäbchen, Glücksbänder, Trommeln und Gongs… auf vielfältige Weise können sich hier Wünsche und Bitten der Menschen Ausdruck verschaffen. Auch der Besuch der alten Künstlerviertel, wo die sogenannte Neujahrsmalerei ihren Ursprung hat, gehört zu den kulturellen Eindrücken der ersten Woche in China.
Nach der Schulwoche wird das bevorstehende Wochenende für alle Beteiligten zu einer Herausforderung und Bereicherung: Zwei Tage werden wir FJMler voneinander getrennt sein, werden uns allein mit unseren chinesischen Familien in China bewegen, werden uns verständlich machen und den Ritualen der Familien einfügen müssen. Kein rettender Anker, der es uns erlaubt, ein paar Augenblicke Deutsch zu sprechen und beim Austausch von Erfahrungen ein bisschen Normalität und Vertrautheit zu finden. Doch insbesondere das Wochenende wird reich an intensiven Eindrücken sein. Unsere Familien kümmern sich rührend um uns. Wir werden eingebunden in verschiedenste Unternehmungen, die uns mit weiteren kulturellen und landestypischen Sehenswürdigkeiten bekannt machen. Einige von uns besuchen beispielsweise eine Panda-Aufzuchtstation; andere lernen die archäologische Ausgrabungsstätte Sanxingdui kennen. Nicht wegzudenken aus der chinesischen Freizeitgestaltung ist auch das Spiel Mah-Jongg, das ein wenig an unser hiesiges Rommé erinnert. Zwischen Mittag- und Abendessen mag es der Chinese, sich in geselliger Runde mit Mah-Jongg zu vergnügen.
Im Anschluss an das Wochenende kommen montags schließlich alle FJMler wieder zusammen, um gemeinsam von den Gastfamilien in Sichuan Abschied zu nehmen und nach Peking aufzubrechen. Dort werden wir weitere drei Tage verbringen und uns einen Eindruck von dieser gigantischen Metropole verschaffen. Schon der Bustransfer vom Flughafen zum Hotel wartet mit überwältigenden Impressionen von riesigen, architektonisch teils sehr interessanten Hochhäusern auf. Man fühlt sich in den Straßenschluchten geradezu winzig. Ebenso bekommen wir auch zu spüren, was es heißt, am Straßenverkehr (und dem Smog) Pekings teilhaben zu müssen. Die innerstädtischen Autobahnen sind trotz ihrer gelegentlichen Vierspurigkeit heillos überlastet. Oftmals kommen wir nur im Stop-and-Go-Modus voran, manchmal stehen wir sogar komplett. Trotz dieses innerstädtischen Betriebs bietet Peking erstaunliche und überwältigende Park- und Ruhezonen, in denen man alte Tempel- oder Palastanlagen bewundern kann. Der Himmelstempel erstrahlt am frühen Abend im goldenen Licht einer untergehenden Herbstsonne; der Kaiserpalast breitet sich mit weitläufigen Plätzen majestätisch vor uns aus. Grandios ist für uns alle auch das Wandern an und auf der Chinesischen Mauer: Über Gebirgskämme erstreckt sich dieses gewaltige Bauwerk wie ein Drachenschwanz bis zum Horizont. Wir haben Gelegenheit, ein Stück der Mauer zu erwandern. Immer wieder halten wir in unseren Schritten inne, um dieses unglaubliche, von Menschenhand geschaffene Werk zu bestaunen.
Schließlich endet unsere Reise nach zwölf Tagen. Erschöpft und müde, aber äußerst zufrieden und erfüllt kehren wir am Donnerstagmorgen zurück zum FJM. Als wir die Stadtgrenze passieren, sind unsere ersten Gedanken, dass hier in Siegen alles viel kleiner und viel grüner ist. Es ist schön, wieder da zu sein. Und doch möchte niemand von uns diese vielfältigen Eindrücke missen, die uns China und seine liebenswerten Landsleute geboten haben. Vielleicht reisen wir in zwei Jahren wieder dorthin; zuvor aber freuen wir uns, dass uns im Sommer 2017 chinesische Schüler und Lehrer der Foreign Language School besuchen werden. Möge es ihnen hier genauso gut ergehen wie uns in China!
Aus Schülersicht…
Ich wurde gebeten, einen kleinen Schülerbericht über China zu schreiben. Doch wie soll man einen kleinen Bericht über ein so großes und beeindruckendes Land wie China schreiben? Am besten beginnt man mit dem Start unserer Reise ins Reich der Mitte. Samstagmorgen um 6 Uhr ging es los, mit einer kleinen Busfahrt Richtung Frankfurter Flughafen, von dort aus, nach ewigen Passkontrollen, in den Flieger nach Richtung China. Nach etwa 17 Stunden im Flugzeug und einmal Umsteigen betraten wir zum ersten Mal chinesischen Boden. Vom Flughafen fuhren wir dann zu unserer Partnerschule, um dort unsere Austauschschüler zu treffen. Einige von uns kannten sie schon vom letzten Jahr, als sie uns hier in Deutschland besucht haben. Wir wurden von einer kleinen Delegation glücklicher Chinesen begrüßt und in unsere Familien aufgeteilt. Dort wurde dann erstmal geschlafen, da man nach so einem langen Flug natürlich sehr müde ist, und außerdem mussten wir am nächsten Tag zur Schule. Dort fanden wir uns auf einem großen Sportplatz wieder, auf dem mit uns noch etwa 5000 chinesische Schulkinder standen.
Wir wurden nach vorne auf eine große Bühne geholt und mit Applaus begrüßt. Anschließend begann für unsere Austauschschüler der Unterricht und auch wir blieben nicht untätig. Wir bekamen Unterricht in Chinesisch, Kalligrafie und Kunst. Außerdem machten wir mit einem der chinesischen Sportlehrer Tai Chi. Das ist eine Art von chinesischem Yoga und sehr entspannend. Doch dann ging der erste Tag leider schon zu Ende und wir begaben uns zurück in die Familie, die uns so herzlich aufgenommen hatten. Wir wurden behandelt wie Familienmitglieder, obwohl man sich gegenseitig kaum verstand. Doch auch dies schmälerte den Spaß beim Abendessen nicht. Ich muss gestehen, dass ich das Essen aus China sehr vermisse und, wenn ich jetzt so daran denke, da läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Auch als Vegetarier kann man dort sehr gut essen, da es viele leckere Arten gibt, wie man Gemüse zubereiten kann. Doch weiter mit dem nächsten Tag: An diesem Dienstag blieben unsere Austauschschüler in der Schule zurück und wir machten uns auf, eine alte Tempelanlage zu besichtigen. Diese war auch sehr beeindruckend, so sehr, dass man sie nicht mit Worten beschreiben kann. Es dauerte leider den ganzen Tag, so dass wir erst abends unsere Austauschschüler wiedersahen. Die nächsten Tage verliefen ähnlich.
Einige Male besichtigten wir Tempelanlagen oder andere Sehenswürdigkeiten, doch größtenteils blieben wir in der Schule, um diese kennenzulernen und selbst am Unterricht teilzunehmen. Am Wochenende hatten unsere Gastfamilien ihr eigenes Programm mit uns vor, so dass wir die anderen Austauschschüler und Lehrer nicht sahen. Doch trotzdem war auch dieses Wochenendprogramm sehr unterhaltsam. Am darauf folgenden Montag mussten wir uns leider schon nach einer Woche aus den Familien verabschieden.
Unter vielen Tränen wurden wir zum Bus begleitet und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Wir flogen nach Peking, um an den letzten drei Tage unseres Austausches ein bisschen die Hauptstadt von China kennenzulernen. Wir sahen den Platz des Himmlischen Friedens und die Verbotene Stadt. Auch fuhren wir einen Tag hinaus aufs Land in Richtung Große Mauer. Wenn man vor ihr steht begreift man erst, warum sie wirklich „Große Mauer“ heißt. Man steht dort und sieht kilometerweit nur eine Mauer, die sich über Bergkuppen zieht. Eine drei Meter dicke und fünf Meter hohe Mauer, aus tausenden und abertausenden Steinen. Zwischendurch wird sie durch massive Türme unterbrochen, welche den Soldaten als Wohnungen dienten. Doch auch der schönste Austausch geht mal vorbei. Also machten wir uns wieder auf den Weg zum Flughafen und nach weiteren 11 Stunden Flug und der Rückfahrt mit dem Bus kamen wir wieder zu Hause an. Dort angekommen, wurden wir wieder von unserer Familie glücklich in die Arme genommen, denn so eine weite Distanz zwischen einem selbst und seiner Familie sorgt natürlich auch für Heimweh. Doch würde ich, wenn sich mir die Möglichkeit böte, sofort wieder nach China reisen, denn dieser kleine Einblick den man bekommen hat macht Lust auf mehr. Die chinesische Kultur ist so verschieden zu der deutschen, dass man noch lange nicht alles gesehen, geschweige denn verstanden hat. Das einfachste Beispiel sind die Tischmanieren. Wenn man hier in Deutschland beim Essen schlürft, gilt es als unhöflich. Doch in China ist grade dies ein Lob an den Koch. Es hat riesigen Spaß gemacht diese Unterschiede zu entdecken. Insgesamt kann ich also mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der die Möglichkeit zu einer solchen Reise hat, diese auch zu nutzen. China ist ein beeindruckendes Land, welches sich zu entdecken lohnt.
(Wir danken dem FJM für die Erlaubnis, die Berichte auch hier zu veröffentlichen. Für die vielen sehenswerten Bilder in der Originalveröffentlichung siehe www.fjm-siegen.de/chinaaustausch-deyang)